Verfasst von: Lama Christian | 11. August 2020

Rinchen Terdzö – eine Sammlung der kostbaren Schätze

Das Rinchen Terdzö (tib., rin chen gter mdzod) ist eine der umfangreichsten Textsammlungen der tibetischen Dharma-Praktiken. Allein der Erhalt der mündlichen Übertragung und Ermächtigungen des Rinchen Terdzö dauert vier bis sechs Monate. Eine Liste der gesamten Übertragungen kann hier eingesehen werden, wie die Übertragung vom damaligen Nyingma-Oberhaupt Penor Rinpoche im Jahre 2008 gegeben wurde.

Die Schatzkammer der wertvollen Termas, ist einer der fünf großen Schätze von Jamgön Kongtrul dem Großen. Es ist eine Zusammenstellung aller Termas, die bis zu seiner Zeit entdeckt wurden, einschließlich der Schätze von Chokgyur Lingpa. Aus Angst, dass diese Lehren verloren gehen könnten, begann er die Arbeit 1855 mit dem Segen von Jamyang Khyentse Wangpo, und sie wurde 1889 abgeschlossen. 

Der Rinchen Terdzö Chenmo ist die größte der fünf Schatzsammlungen, die Jamgön Kongtrul im Laufe seines Lebens zusammengetragen hat. Diese außergewöhnliche Sammlung besteht aus den wichtigsten wiederentdeckten Schätzen des tibetischen Buddhismus und den Texten, die notwendig sind, um die damit verbundenen Ermächtigungen und Erklärungen zu geben, um sie zu praktizieren. 

Doch die Sammlung dieser wertvollen Praxistexte war nicht das alleinige Werk von Jamgön Kongtrul. Auch sein Dharma-Bruder, der große Jamyang Khyentse Wangpo, war an dieser Zusammenstellung beteiligt. Jamyang Khyentse Wangpo reiste dreizehn Jahre lang durch Zentral- und Osttibet, um die Texte zu sammeln und die Übertragungen für die vielen Linien zu erhalten, die fast ausgestorben waren und nur noch von wenigen Menschen gehalten wurden. Die eigentliche Redaktion und Herausgabe des Rinchen Terdzö wurde von Jamgön Kongtrul in der Kloster-Einsiedelei von Dzongshö Deshek Dupa durchgeführt, einem abgeschiedenen Bergretreat zwischen Dzongsar und Kathok, wo Khyentse Wangpo eine Reihe von Termas enthüllt hatte, die mit den Acht Herukas in Verbindung stehen. 

Dilgo Khyentse Rinpoche veröffentlichte eine Ausgabe in 111 Bänden, die auf der Tsurphu-Ausgabe basierte, ergänzt durch Blockdrucke aus Palpung und anderen großen Kham-Klöstern. Es sei jedoch angemerkt, dass die von Dilgo Khyentse Rinpoche veröffentlichte Version tatsächlich viele Texte enthielt, die nicht Teil des Terdzö waren, und nur deshalb aufgenommen wurden, weil es zu der Zeit im Exil ein bestimmtes Projekt gab, das die Amerikaner finanzierten und das für jeden Band bezahlte, und deshalb gilt: je mehr Bände, desto besser. Von den verschiedenen Ausgaben hat die Palpung-Ausgabe den größten Ruf für ihre Genauigkeit. Kürzlich hat das Shechen-Kloster eine neue Version herausgegeben, in der die Tsurphu- und die Palpung-Ausgabe kombiniert und einer gründlichen Rechtschreibprüfung unterzogen wurden. Der Hauptherausgeber war Dakpo Tulku Rinpoche. Diese neue und vollständige Version wurde von der Tsadra-Stiftung online zur Verfügung gestellt.

Sammlung der Nyingma-Lehren

Das Terdzö berührt die meisten der großen Schatzsammlungen bis zur Zeit von Kongtrul, und die darin enthaltenen Werke skizzieren deren Verbreitung durch nachfolgende Generationen von Meistern, die diese Enthüllungen aufrechterhielten. Das Terdzö zeigt zum Beispiel die beträchtlichen Beiträge von Minling Terchens persönlichen Schätzen sowie seine umfangreichen literarischen Bearbeitungen der Schätze früher Persönlichkeiten wie Nyangral Nyima Oser und Guru Chöwang. Ein weiteres bemerkenswertes Beispiel ist Karma Chakme, der ein wichtiger Dirigent von Mingyur Dorjes Namchö-Zyklus sowie ein produktiver Kommentator und Verfasser von Anweisungen für alle Arten der rituellen Aufführung war. Betrachtet man darüber hinaus größere Zyklen wie Rigdzin Godems Jangter, kann man leicht beobachten, wie diese von den aufeinander folgenden Generationen von Meistern des Dorje Drak Klosters und ihren Mitarbeitern gefördert wurden. 

Die von Jamgön Kongtrul vorgenommene Einteilung der Nyingma-Termas bietet eine interessante Struktur, an der sich auch nachfolgende Lehrer wie z.B. Dudjom Rinpoche bei der Gliederung von Schriftbänden orientiert haben. Die grundlegende Einteilung folgt den inneren Tantras und enthält die großen Klassen des Mahayoga, Anuyoga und Atiyoga. Diese drei Kategorien gliedern sich in weitere Untergruppen.

Einführung

Zunächst beginnt der Rinchen Terdzö mit einer Sammlung von Lebensgeschichten der großen Meister. Wie bei vielen prominenten Textsammlungen dient dies auch hier als Darstellung von Authentizität der nachfolgenden Praktiken und auch dem Erwecken von Vertrauen in diese Lehren. Dieser Abschnitt enthält Biographien von frühen Persönlichkeiten, insbesondere von Guru Rinpoche und seinen Schülern, einschließlich Kongtruls eigener Offenbarungen des Lebens von Guru Rinpoche und Vairocana, sowie sein Kompendium von Terton-Biographien, die die Ursprünge der Lehren in den folgenden Bänden darlegen. Es gibt auch Bittgebete zu den Lebensgeschichten von Jamyang Khyentse Wangpo, Chogyur Lingpa und Jamgön Kongtrul, den drei prominentesten späteren Persönlichkeiten, die an der Entstehung des Rinchen Terdzö beteiligt waren. Insgesamt finden sich die Lebensgeschichten von 189 Tertöns – Schatzfindern – in dieser Sektion.

Verzeichnisse und Liniengeschichten

Dieser Abschnitt enthält einen umfangreichen Index und eine von Jamgön Kongtrul geschriebene Liniengeschichte, die den Inhalt des Rinchen Terdzö skizziert und die spezifischen Nachfolgelinien, durch die er ihre Übertragung erhielt, im Detail beschreibt. Ebenfalls enthalten sind seine Anweisungen zu den praktischen Verfahren, die mit der Gewährung der Übertragung verbunden sind, sowie mehrere zusätzliche Ergänzungen zu diesen Werken von späteren Haltern dieser Belehrungen, darunter der 11. Tai Situ, der 3. Dodrupchen und Dilgo Khyentse Rinpoche.

Mahayoga

Der bei weitem größte Abschnitt des Terdzö, der mehr als fünfzig Bände umfasst, enthält unter der Überschrift Mahayoga die mit den drei Wurzeln Guru, Yidam und Dakini verbundenen Praktiken im Zusammenhang mit dem Erzeugungsstadium, zusammen mit Versöhnungsriten, die mit den verschiedenen Schützern dieser Lehren in Verbindung stehen, sowie eine breite Palette von Aktivitätspraktiken.

Guru

Der Teil des Mahayoga beginnt mit den verschiedenen Praktiken auf die drei Aspekte des Gurus, der in Dharmakaya-Guru, in Sambhogakaya-Form und in Nirmanakaya-Gestalt von den Praktizierenden meditiert werden kann. Zunächst sind mehrere Wurzelpraktiken, dann Anrufungen und Bittgebete an den Guru, dann folgen längere Sadhanas auf die drei Aspekte des Lehrers. Diese bisher erwähnten Meditationen auf den Guru erfolgen immer auf die friedvolle Erscheinung des Lehrers. Anschließend wird auf den Guru in seiner zornvollen Erscheinung – Lama Dragpo und/oder Dorje Drolö – meditiert. Die berühmtesten Guru-Meditationen sind von Sangye Lingpa, Chogyur Lingpa, Ratna Lingpa usw. als Schatztexte offenbart worden.

Deva, Dakini und Dharmapala

Nach der Sammlung von verschiedenen Guru-Praktiken folgen die Deva-Meditationen, auch „Yidam-Praxis” genannt. Der Ishtadeva (erwählte Gottheit) ist die Gottheit, mit der das innewohnende Potential, die natürliche Leerheit und Strahlkraft der Natur des Geistes verwirklicht wird.

In der Nyingma-Tradition gibt es dazu zwei umfangreiche Mandalas, nämlich die Meditation der 100 Friedvollen und Zornvollen – „Zhitro” genannt – und die Logos-Gottheiten – „Drubpa Kagye” genannt. Praktizierende der Nyingma-Tradition sollten sich um Ermächtigung in beide Praxiszyklen bemühen, da diese beiden Zyklen alle Mahayoga-Lehren der Nyingma-Tradition abdecken.

Zhitro – 100 Friedvolle & Zornvolle

Das Rinchen Terdzö beginnt mit der Sammlung von Praktiken auf die 100 Friedvollen und Zornvollen (Gottheiten). Der Praxis-Zyklus der Zhitro hat Vajrasattva als Zentralgestalt. Dieser Praxiszyklus, der den meisten durch eine ergänzende Praxis des Karling Zhitro – den 100 Friedvollen und Zornvollen, offenbart von Karma Lingpa – als Tibetisches Totenbuch bekannt geworden ist, umfasst vor allem eine ausführliche Meditation auf das Mandala der 100 Friedvollen und Zornvollen, sowie kürzere Praktiken um die natürliche Reinheit der Natur des Geistes zu realisieren. Doch nicht nur Karma Lingpa hat eine Zhitro-Praxis offenbart, sondern auch andere Tertöns wie Chogyur Lingpa usw. haben Lehren dazu entdeckt.

Drubpa Kagye – die acht Herukas

Die Praxis der Kagye geht auf Guru Padmasambhava zurück, der von acht Vidyadharas – Vimalamitra (Chemchok), Humkara (Yangdag Heruka), Manjushrimitra (Yamantaka), Nagarjuna (Hayagriva), Prabhahasti (Vajrakilaya), Dhanasamskrita (Mamo Bötong), Rambuguhya (Jigten Chötö) und Shantigarbha (Möpa Dragngag) – die verschiedenen Meditationsgottheiten übertragen bekam. 

Vajradharma, der „Hüter der Geheimnisse“, stellte die Kagye-Belehrungen zusammen und schrieb sie nieder. Er brachte sie dann zum Shankarakuta, Dechen Tsegpa, wo sie in Gegenwart der großen Dakini Lekyi Wangmo begraben wurden. In der Stupa befand sich zusammen mit den acht Schatullen, jeweils eine für jede der Kagye, eine weitere Schatulle, die aus fünf verschiedenen kostbaren Materialien hergestellt und mit kostbaren Edelsteinen besetzt war, in der sich acht Unterteilungen befanden, die den acht Kagye entsprachen. Im Gegensatz zu den anderen Lehren, die für die getrennte Praxis jeder einzelnen Gottheit bestimmt waren, waren diese Lehren für die gemeinsame integrierte Praxis aller acht gleichzeitig. Diese Schatulle wurde in die Mitte der acht Vajra-Meister gestellt, ohne dass sie einem bestimmten gegeben wurde. Ein anderer historischer Bericht erzählt, wie dieses Behältnis, da es von den acht Vajrameistern nicht geöffnet werden konnte, wieder in den Stupa von Dechen Tsegpa gestellt und erneut vergraben wurde. Zu einem späteren Zeitpunkt kehrte Guru Padmasambhava zurück, um das Siegel zu öffnen und es zu enthüllen. Als er die Kagye Desheg Düpa aus dem Schatzkästchen herausholte, baten die Dakinis, die den Schatz bewachten, Padmasambhava, diese Lehren zu praktizieren und sie an andere weiterzugeben.

Daher kann man neben diesem Gesamt-Mandala auch die Gottheiten als einzelne Mandalas meditieren. Diese Lehren wurden nach Tibet übertragen und bilden den Kern des Nyingma-Systems der Mahayoga-Praktiken. Kagye, oder die Acht Befehle für die Sadhana-Praxis, ist ein sehr wichtiger und umfangreicher Zyklus von Belehrungen, der Guru Rinpoche und den acht Vidyadharas Indiens anvertraut wurde. 

Der Praxiszyklus der Drubpa Kagye besteht aus der Mandala-Praxis, in dem acht Herukas versammelt sind, orientiert sich dann aber im Detail an der Gliederung von Körper, Rede, Geist, Aktivität, Qualität und an drei weiteren Gruppen, wie der Praxis auf die Mamos, die Gabendarbringung und Lobpreisung von Weltlingen und der Gruppe der zornvollen Mantras. Das Kagye-Mandala besteht aus fünf zornvollen Weisheitsgottheiten, die den erleuchteten Körper (Yamantaka), die erleuchtete Rede (Hayagriva), den erleuchteten Geist (Yangdag Heruka), die erleuchteten Qualitäten (Amritakundali) und die erleuchtete Aktivität aller Buddhas (Vajrakilaya) sowie drei halbweltliche oder weltliche Gottheiten repräsentieren: Mamo Bötong, Jigten Chötö und Möpa Dragngag. Mit der Hauptgottheit Mahottara Heruka bildet sie einen komplexen Kreis von 725 Gottheiten.

Im gesamten Mandala der Kagye ist Chemchog Heruka – der höchste Heruka – die Zentralgestalt. Davon kann es äußere Sadhanas, innere Sadhanas und geheime Sadhanas geben. Der Unterschied zwischen diesen drei Klassen geschieht aufgrund der Visualisierung und Manifestation der Meditationsgottheit. Die äußeren Sadhanas haben neben der Selbstvisualisation als Gottheit auch noch eine umfangreiche äußere Visualisierung, d.h. das Mandala wird auch außerhalb von einem selbst imaginiert. Bei inneren Sadhanas erfolgt zwar auch eine Selbstvisualisation als Gottheit, aber das Mandala wird im Körper visualisiert, d.h. die im Kagye-Mandala befindlichen Gottheiten werden an bestimmten Körperstellen hervorgebracht. Die geheimen Sadhanas sind meist nur Selbstvisualisationen der Gottheit, ohne weiteres Gefolge.

Manjushri als friedvolle Gestalt des Körperaspekts ist der Ausgangspunkt. In seiner zornvollen Gestalt manifestiert er sich als Yamantaka und als äußerst zornvolle Gestalt tritt er als Nagaraksha in Erscheinung. 

Der Redeaspekt wird von Amitabha dargestellt. In seiner zornvollen Manifestation erscheint er als Hayagriva meist in roter Körperfarbe und in seiner äußerst zornvollen Gestalt als äußerst zornvoller Hayagriva – Tamdrin Yangthrö – im schwarzen Körper. Zusätzlich finden sich in diesem Praxiskreis auch Sadhanas auf Amitayus, den Buddha des Langen Lebens und auf Avalokiteshvara.

Die Praxis des Geistaspektes erfolgt durch Vajrasattva, der die friedvolle Erscheinung ist. In zornvoller Gestalt tritt er als Yangdag Heruka – Shri Heruka – in Erscheinung. Noch zornvoller manifestiert er sich als Vajrapani

Die nächsten Sadhana-Gruppen umfassen weniger Gestalten. Amritakundali wird für die Praxis der Medizin-Herstellung vewendet. Vajrakilaya ist der Repräsentant der erleuchteten Aktivitäten. Mamo Bötong behandelt verschiedene Praktiken auf die überweltlichen und weltlichen Dakinis. Es ist die befreiende Zauberei der Muttergottheiten. Eine wesentliche Figur in diesem Praxiskreis ist die löwenköpfige Dakini Simhamukha. Aber auch andere Dakini-Praktiken finden sich in dieser Sektion. Der Praxiszyklus von Jigten Chöto umfasst die Opfergabendarbringung und den Lobpreis der weltlichen Gottheiten. Der Zyklus von Möpa Dragngag – die Sammlung von zornvollen Mantras – beschließt die acht Herukas (Kagye).

Dann folgen zwei Textzyklen mit Praktiken für die männlichen und weiblichen Dharma-Schützer, sowie die Dakinis.

An dieser Stelle hat Jamgön Kongtrul auch noch einige Texte aus der Bön-Tradition eingefügt, die mit der Nyingma-Tradition sehr ähnlich sind. Immerhin gab es auch unter den Tibetern Praktizierende, die in beiden Tradition beheimatet waren, genauso wie es in Indien Praktizierende gab, die im Buddhadharma Verwirklichung erlangten, aber auch in der vedischen Tradition sehr gelehrt waren.

Anschließend folgen Sammlungen, die sich mit der Torma-Darbringung, mit der spirituellen Festversammlung – Ganachakra – und mit Brand- und Feueropferungen befassen. Weitere umfangreiche Textsammlung behandeln die vier erleuchteten Aktivitäten des Befriedens, Vermehrens, Magnetisierens und des intensiven Befreiens (oder Zerstörens). Dann folgen Texte, die sehr alltägliche Sorgen der tibetischen Bevölkerung und der Praktizierenden behandeln, wie z.B. das Abwehren von Hagel, das Regenmachen, das Land vor Frost zu schützen, die Menschen und Herden vor Krankheiten und Seuchen zu behüten, den Schutz vor verschiedenen Giften, den Schutz vor Feinden und den Schutz vor aller Art an Waffen. Dann werden Rituale der Befehlserteilung gelehrt, bei denen es sich um verschiedene Arten der Austreibung (Exorzismus) handelt. Ferner gibt es Rituale bei denen man „Fluchbriefe” oder Schutzsilben verwendet. Man findet im Rinchen Terdzö noch weitere Ritualsammlungen wie zum Befrieden von Feinden und Unterbrechungshindernissen, sowie von Krankheiten, verschiedensten Dämonen und bösen Geistern, aber auch Praktiken für die Lebensverlängerung, den Rückkauf der Vitalseele (tib., bLa), für das Täuschen des Todes, das Vermehren der Ernte und der Nachkommenschaft, das Ausbreiten der Lehren. In der Kategorie der unterwerfenden Rituale finden sich Schutz vor bösartigen Einflüssen, der Abwehr von Flüchen und das Zurückwerfen von bösartiger Magie. Darüber hinaus gibt es noch einige Anweisungen für Schutzamulette und weitere Illustrationen von Mandalas für verschiedene Praktiken.

Anuyoga

Dieser kürzeste Abschnitt des Rinchen Terdzö umfasst Schatztexte und reine Visionen, welche die Yogas der Vollendungsphase erläutern.

Atiyoga

Dieser Abschnitt ist für die Schätze bestimmt, die in erster Linie mit den Atiyoga- oder Dzogchen-Lehren verbunden sind, die, obwohl sie einige als Geist-Klasse (sems sde) kategorisierte Werke einschließen, zum größten Teil aus Zyklen bestehen, die sich auf die Upadesha-Klasse (man ngag sde) der Großen Vollkommenheit beziehen. Enthalten sind jene Schätze, die von den drei Hauptvorfahren stammen, die diese Lehren in Tibet eingeführt haben, nämlich Vimalamitra, Guru Rinpoche und Vairocana, sowie Enthüllungen, die sich auf die weiteren Unterteilungen von Chiti und Yangti beziehen, wie z.B. der Yangti-Nagpo-Zyklus des späteren Dungtso Repa.

Ergänzendes Material

Dieser Abschnitt enthält die abschließenden Wunschgebete und Verse für das Glück, das das Ende der früheren Ausgaben des Rinchen Terdzö darstellt, sowie zusätzliche Bände, die den späteren Ausgaben des Terdzö hinzugefügt wurden. Zu diesen zusätzlichen Bänden gehören Minling Terchens Sammlung von Schatzpraktiken, das Dojo Bumzang, das manchmal als „Keim“ des Terdzö bezeichnet wird, sowie andere Schatzzyklen, wie z.B. Chogyur Lingpas Dzogchen Desum, Jamyang Khyentse Wangpos Tsasum Osel Nyingtig und Jedrung Trinle Jampa Jungnes Padma Sangthig, die vom 15. Karmapa hinzugefügt wurden. Karmapa hinzugefügt wurden. Darüber hinaus findet man auch den Lamrim Yeshe Nyingpo, der die Offenbarung von Chogyur Lingpa mit einem ausführlichen Kommentar von Kongtrul verbindet. Was das Schlussmaterial betrifft, so gibt es einen zusätzlichen Band, der verschiedenen Biographien der drei Meister Jamyang Khyentse Wangpo, Chogyur Lingpa und Jamgön Kongtrul gewidmet ist, gefolgt von einem Band mit Indizes oder Inhaltsverzeichnissen, die den verschiedenen Ausgaben des Rinchen Terdzö bis einschließlich der vorliegenden Shechen-Ausgabe entsprechen. Darauf folgt ein Band mit Bereinigungsritualen und liturgischem Material, der sich in erster Linie auf die Wiedergutmachungen möglicher Verstöße gegen die mit der tantrischen Praxis verbundenen Verpflichtungen (tib., sngags gso) konzentriert und umfangreiche rituelle Arrangements für mehrere prominente Schatzzyklen enthält. Die letzten vier Bände enthalten detailliertes Lehrmaterial zur Überlieferung des Terdzö, das vom 15. Karmapa geschrieben wurde. Karmapa. Schließlich gibt es einen ergänzenden Bildband, der die Shechen-Ausgabe mit dem Titel „Die wohltätigen Mondstrahlen” vervollständigt: Ein Kompendium von verschiedenen Darstellungen von Amuletten und Illustrationen, die sich auf das Rinchen Terdzö beziehen. Diese Sammlung von Ritualdiagrammen usw. präsentiert Kunstwerke, die für die vorliegende Ausgabe des Rinchen Terdzö neu geschaffen wurden, darunter viele Bilder, für die es keine bekannten früheren Beispiele gibt, was bedeutet, dass viele der darin enthaltenen Materialien von dieser Generation von Praktizierenden der tibetischen Schatztraditionen zum allerersten Mal gesehen werden.

Abschließende Bemerkungen

Während es sich äußerlich gesehen um eine Sammlung von Offenbarungen handelt, wird das im Rinchen Terdzö Chenmo enthaltene Material in erster Linie mit formaler liturgischer Praxis und ritueller Ausführung in Verbindung gebracht. Es ist weder ein allumfassendes Instrument für die Bewahrung der Schatztradition als Ganzes, noch war dies offensichtlich beabsichtigt. Daher basiert die übergreifende Struktur des Terdzö auf der Funktion dieser verschiedenen Methoden, die im Sinne des Dreigestirns Mahayoga, Anuyoga und Atiyoga der Standard-Nyingma-Tradition organisiert sind. Unabhängig davon, ob es sich um Befreiung oder um profanere Ziele handelt, ist das Terdzö im Wesentlichen eine riesige Sammlung von Handbüchern für Aktivitäten, die mit der gesamten notwendigen Hilfs- und Anleitungsliteratur für ihre korrekte Umsetzung gefüllt sind. Obwohl das Terdzö keine vollständige Sammlung der Schatztradition ist, stellt es dennoch einen auffallend genauen Querschnitt durch die Geschichte dieser Tradition dar. So verkörpert das Terdzö die Lebendigkeit der Schatztradition und die damit verbundenen laufenden Offenbarungs- und Erneuerungsprozesse.

Vom Ngak’chang Rangdrol Dorje (Enrico Kosmus, 2020) zusammengestellt und mit Auszügen aus dem Rinchen Terdzö versehen, um den hingebungsvoll Praktizierenden einen Überblick über die Lehren der Alten Übersetzungstradition (Nyingma) zu geben. Möge es von Nutzen sein!


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