Verfasst von: Lama Christian | 9. März 2011

Garab Dorje, der erste Tulku des Dzogchen

Im Lande Oddiyana, auf der Insel Dhanakosha, war ein großer Tempel, der Glücksturm – Deje Tsekpa – genannt wurde, umgeben von 6800 Heiligtümern. In diesem Turm lebten der König Uparaja und seine Gefährtin, die strahlende Königin. Ihre Tochter Sudharma hatte die Novizen-Gelübde genommen und bald danach die Bikshuni-Ordination, und sie lebte mit ihren Jungfern in Meditation auf einer kleinen Insel. Eines Nachts träumte sie, dass ein makellos weißer Mann zu ihr kam, der ein Kristallgefäß hielt, das mit OM AH HUNG SVAHA gekennzeichnet war. Diese stellte er ihr dreimal auf ihren Kopf und Licht ging davon aus und sie nahm die dreifache Welt ganz klar in ihrer Gesamtheit wahr. Bald danach gebar die Bikshuni Sudharma einen Sohn, aber beschämt darüber, dass das Kind keinen Vater hatte, versuchte sie es zu verbergen und warf es in eine Aschengrube. Licht und Musik drangen aus der Aschengrube und nach drei Tagen nahm die Mutter das Kind erneut zu sich und Götter und Geister kamen mit Opferungen, um es zu verehren. Aber Sudharma erinnert sich nicht daran, dass der Vater des Kindes der Bodhisattva Hoher Geist – Adhicitta – die Emanation von Vajrasattva war, der in den Himmeln Dzogchen gelehrt hatte.
Als er sieben Jahre alt war, besiegt der Knabe 500 Panditas am Königshof in der Debatte und sie gaben ihm den Namen Prajnabhava, Weisheitswesen, aber der König nannte ihn Acharya Garab Dorje und so wurde er mit diesem Namen bekannt. Zu dieser Zeit geschah es, dass der Knabe das Sutra „Die gewaltige Weite von Vajrasattva“ rezitierte. Garab Dorje erinnerte sich an seine Abstammung und den Palast und reiste zu den Bergen, wo zwischen den Gipfeln die Hungergeister lebten. In der Residenz eines Berggottes verbrachte er dort 32 Jahre in Meditation. Hier erlangte er Verwirklichung und den Regenbogenkörper und die Erde erzitterte siebenmal. Die Welt verneigte sich vor ihm, aber die Shakta-Dakinis verkündeten, dass eine Gefahr für ihre Yoga-Praxis entstanden war. Als der Hindu-König Boten aussandte, um ihn zu ergreifen, erhob er sich in den Himmel.
Am Ende des Zeitraums seiner Entsagung und seiner asketischen Übungen, hatte Garab Dorje sowohl die äußeren wie auch inneren Pfade verstanden und im Besonderen hatte er die 64.000.000 Dzogchen-Verse begriffen. Dann gab ihm der Bodhisattva Vajrasattva die Initiation und die Ermächtigung des Verleihens des Gewahrseins und die Erlaubnis die 64.000.000 Dzogchen-Verse und die mündlichen Tantras aufzuschreiben. Sie wurden von drei Dakinis niedergeschrieben, manche sagen, dies geschah auf dem Berg Malaya.
Garab Dorje reiste dann an den schrecklichen Sitavana-Leichenplatz nach Bodhgaya, wo er für den Rest seines Lebens blieb. Er traf dort seinen Schüler Manjushrimitra und lehrte ihn 75 Jahre lang. Er trat mit einer gewaltigen Lichtmasse ins Paranirvana ein und verlieh dann Manjushrimitra eine winzige goldene Schatule, die Dzogchen-Verse enthielt. Der Text, genannt „Die drei Worte, die den Punkt treffen (tsigsum neleg)“, waren unter anderem in diesen Versen enthalten.

Die Lebensgeschichten von Manjushrimitra, Sri Singha, Sangye Yeshe, Vimalamitra und Yeshe Do folgen in Kürze. Mögen diese spirituellen Lebensgeschichten für alle Wesen eine Leuchte auf dem Pfad zu Befreiung sein.


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