Verfasst von: Lama Christian | 2. Mai 2024

Ein letzter Gedanke zum Abschluss dieses Blogs

Heute jährt sich der Todestag von Enrico zum dritten Mal. Ich nehme das zum Anlass, noch ein letztes Mal zurückzublicken auf die Zeit, die ich mit Enrico verbringen durfte. Und die Dharma-Aktivität, die uns beide verband.

In den acht Jahren unserer Zusammenarbeit für den Dharma haben wir es geschafft, einen Gutteil der gebräuchlichen Texte der Düdjom Tradition ins Deutsche zu übersetzen, Lamas einzuladen und die Übertragungen dafür zu erbitten. Und wenn ich sage „wir“, dann war das vor allem Enricos unermüdliches Engagement, dass all das möglich machte. Er war er, der die meiste Arbeit vor und hinter der Bühne erledigte, mit Lamas und Praktizierenden kommunizierte, die Texte in die Rohfassung brachte und so viel mehr. Ich, der Bücherwurm, war vor allem damit beschäftigt, das Niveau der Übersetzungen aus dem Tibetischen (und Englischen) so weit anzuheben, dass sie der Wahrheit dieser Weisheitstexte gerecht werden können. (Diesen Schatz an Texten werde ich im Laufe der kommenden Jahre veröffentlichen und allgemein zugänglich machen. Für alle, die das interessiert, schaut hier vorbei.)

Und ganz wichtig: Auch wenn auf diesem Blog keine neuen Beiträge mehr erscheinen werden, bleibt er – siehe mein letztes Posting hier – bestehen, solange es die Provider-Firma dahinter geben wird. Ab 2. Jänner 2025 wird sich aber die Adresse dieses Blogs ändern, sie lautet dann:

enricokosmus.wordpress.com

Bitte speichert euch diese Adresse jetzt schon ab, sie ist schon gültig und führt euch zu diesem Blog zurück!

Enrico war aus tiefster Seele ein Ngagpa, ein nicht-monastischer Tantrika. Das ist wohl das Bild, das für immer in mir aufsteigen wird, wenn ich in Zukunft an ihn denke. Durch sein Beispiel und sein festes Vertrauen in die befreiende Kraft der tantrischen Rituale sind viele mit dem Segen der Linie in Berührung gekommen, wo immer sie danach auch hingegangen sein mögen.

Es wird gesagt, dass die Linie Guru Rinpoches, den die Tibeter auch den Buddha der drei Zeiten nennen, durch das geschickte Mittel der verborgenen Terma-Schätze bis zur Zeit des kommenden Buddhas Maitreya weiter bestehen bleiben wird. Dabei ist Linie hier nicht das richtige Wort: Die Dharma-Gruppen, die sich auf diese Termas stützen, wachsen scheinbar unabhängig voneinander wie Pilze aus dem Boden – hier, da, immer und immer wieder. Einzelne Gruppen von Praktizierenden mögen ein Ende finden (hoffentlich, weil alle dort Praktizierenden ins reine Land Guru Rinpoches, zum Glorreichen Kupferfarbenen Berg, gegangen sind), doch anderswo werden sich neue Gruppen auf den Befreiungsweg machen, sodass die zur Befreiung führende Aktivität Guru Rinpoches alle karmisch dafür bereiten Wesen erreichen wird.

In derselben Weise können wir darauf vertrauen, dass auch Enricos Bodhisattva-Aktivität sich immer und immer wieder manifestieren wird. Wo immer er jetzt auch sein mag – wobei „er“ ja aus Dharma-Sicht gar nicht stimmt, gibt es doch keine Person, die von Verkörperung zu Verkörperung springen würde – ich bin mir sicher, dass er sich schon wieder in Position gebracht hat, um den Wesen zu nützen. Und letztendlich bleibt die Hoffnung, dass wir uns – wann auch immer – alle am Kupferfarbenen Berg wieder begegnen werden.

Hum!
An der nordwestlichen Grenze des Landes Oddiyana,
auf dem Pollenbett einer Lotusblühte,
hast du die erstaunliche, höchste Verwirklichung erlangt.
Du bist bekannt als der Lotusgeborene,
umgeben von vielen Dakinis.
Dir folgend praktiziere ich,
komm bitte herbei und segne mich!
Guru Padma Siddhi Hum.


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