Das Werk von Dudjom Lingpa „Buddhaschaft ohne Meditation“: Ratschläge zur Enthüllung des eigenen Antlitzes als die Natur der Wirklichkeit, der großen Vollkommenheit“, ist eine der wesentlichen Dzogchen-Schriften, welche in vier Abschnitten folgende Themen aufzeigen:
(1) die Bestimmung des Grundes durch die Sichtweise, (2) die Praxis durch die Kultivierung des Pfades, (3) die Belehrungen über das Verhalten, das die Stütze für diese beiden ist, und (4) die Art und Weise, wie die Frucht verwirklicht wird.
aus der Einleitung: Eine Girlande zur Freude der Glücklichen; von Sera Khandro.
Da wir uns im kommenden Jahr 100 Tage lang diesem Werk widmen werden, gibt es hier eine kurze Einführung durch den Kommentar der Sera Khandro.
In diesem Abschnitt gibt es drei Teile: (1) die Bedeutung des Titels, (2) die Huldigung und (3) die Erklärung der Einleitung.
1. Die Bedeutung des Titels
„Buddhaschaft ohne Meditation“: Ratschläge zur Enthüllung des eigenen Antlitzes als die Natur der Wirklichkeit, der großen Vollkommenheit“, wird hier dargelegt.
Nangjang – Buddhaschaft ohne Meditation
Die Natur der Erde [des Elements] ist Leerheit, und die Leerheit erscheint als die Erde [das Element]. Dies gilt auch für die [Elemente] Wasser, Feuer, Luft und so weiter. Die Natur der äußeren Erscheinungen der physischen Welt ist Leerheit, und Leerheit erscheint als die physische Welt. Die Natur der inneren, belebten fühlenden Wesen, die die physische Welt bewohnen, ist Leerheit, und Leerheit erscheint als die fühlenden Bewohner dieser Welt. Die Natur der fünf Sinnesobjekte ist Leerheit, und Leerheit erscheint als die fünf Sinnesobjekte. Da also die Natur aller Phänomene Leerheit ist, ist dies die Natur der Wirklichkeit.
Der Grund ist Vollkommenheit, weil er die Phänomene von Samsara, einschließlich der Aggregate, Elemente und Sinnesgrundlagen, vervollkommnet. Der Pfad ist Vollkommenheit, weil er die verschiedenen Yanas vervollkommnet, einschließlich der unvorstellbaren Zugangsmöglichkeiten zum Pfad und der daraus resultierenden Errungenschaften. Der Dharma ist Vollkommenheit, weil er ursprünglich als die große Natur der fünfundzwanzig resultierenden Dharmas der Kayas, der Facetten des Urbewusstseins und so weiter, gegenwärtig ist. Kurz gesagt, dies ist Vollkommenheit, denn sie vervollkommnet die neun Stufen der Yanas, zusammen mit ihren Ergebnissen.
Es ist großartig, weil es alle Yanas zusammenfasst, ihre Bedeutung vereinheitlicht und ihre Essenz zusammenfasst.
Dies ist ein Ratschlag zur Enthüllung des eigenen Angesichts, denn dies ist eine tiefgründige Methode oder ein Pfad, um das ursprüngliche Gewahrsein, das im Grund Dharmakaya vorhanden ist, als dein eigenes nicht manifestiertes Gesicht von Samantabhadra zu offenbaren.
Dies geschieht ohne Meditation, denn ursprüngliches Gewahrsein identifiziert sich in sich selbst als die Natur der Existenz dieses Soseins, es ist entschieden festgelegt, der Grund wird von sich selbst getragen, innewohnendes Vertrauen und Befreiung fließen direkt aus ihm heraus, und du bist eindeutig mit deiner wahren Natur vereint, ohne auch nur das geringste bisschen Meditation über irgendetwas anderes.
Das ist Buddhaschaft, denn sie erweckt dich aus einem Zustand der Unwissenheit wie dem des Tiefschlafs und erfüllt alle Facetten des ursprünglichen Bewusstseins und der erhabenen Qualitäten.
Dies wird hier dargelegt, was darauf hinweist, dass dieser außerordentliche Rat hier vorliegt.
Der Zweck [des Titels] besteht darin, dass Menschen mit höheren Fähigkeiten die zusammengefasste Bedeutung des Textes von Anfang bis Ende ausloten können; Menschen mit mittleren Fähigkeiten können wissen, wohin dies in Bezug auf das Hinayana und Mahayana gehört, wie die Bezeichnungen von Soldaten, die für den Krieg trainieren, und Bogenschützen, die im Bogenschießen trainieren; und selbst Menschen mit niedrigeren Fähigkeiten können leicht den Weg zu diesem Band finden, wie das Anbringen eines Namens auf einem Medikamentenglas. Im Lankavatara Sutra heißt es:
Wenn keine Namen genannt werden,[1] wären alle verwirrt. Deshalb hat der Beschützer, durch geschickte Mittel, Namen auf Phänomene anwendet.
Lankavatara Sutra
[1] Änderung von ming du gdags par mdzad na („sind bezeichnet“) in ming du gdags par ma mdzad na („sind nicht bezeichnet“).
Aus „Eine Girlande zur Freude der Glücklichen. Eine überaus klare Erläuterung der Worte und ihrer Bedeutung: Eine Erklärung der mündlichen Überlieferung des glorreichen Gurus, als Anmerkungen zur Natur der Wirklichkeit, der großen Vollkommenheit, „Buddhaschaft ohne Meditation‘.“ von Sera Khandro. Übersetzt vom Ngak’chang Rangdrol Dorje (Enrico Kosmus, 2020). Möge es von Nutzen sein!
Im zweiten Teil folgt die Erklärung der Huldigung. Bleibt dran!
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