Verfasst von: Lama Christian | 6. September 2018

Ursachen und Bedingungen

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Die Ursache ist der anfangslose Geist selbst. Obwohl er weder begrenzt oder unvollständig ist, bringt sich dieser Geist selbst zum Ausdruck. Er ist leer in seiner Essenz, aber dennoch klar in seiner Natur und seine Manifestationen erscheinen ungehindert wie nichts.
Dieser Geist selbst ist sich seiner selbst nicht gewahr und von den Bewegungen des gestaltgebenden Denkens aufgewühlt, so wie Wasser von seinen Wogen.

Begutachter und Wahrnehmende erscheinen als zwei: der Geist selbst projiziert sich selbst und nimmt das wahr. Weil es erscheinende Aspekte – das Denken bewegt sich nach außen – gibt, erscheint das Bewusstsein, dass die Objekte als darauf verweisend wahrnimmt.

Gefühle erscheinen aufgrund des Annehmens oder Zurückweisen von Objekten. Unterscheidungen sind die Auffassungen dieser Merkmale der Objekte. Formative Vorgänge bezeichnen die Erscheinungen der Objekte als anderes und durch das Festhalten daran wird der Erlebnishaufen der Form begründet.

„Die Ursachen sind die fünf Felder und Bewusstsein als das sechste“, wird als ein Grundsatz des begrifflichen Geistes verkündet. Das Grundbewusstsein, in dem solche latenten Tendenzen aufbewahrt werden, wird die ursächliche Bedingung genannt. Die dominanten Bedingungen sind die Sinnesfähigkeiten – der Sehsinn und die anderen – die als Vermittler auftreten. Die gegenständlichen Bedingungen sind das, was erkannt wird, und das ist das, was als Objekte – Form usw. – erscheint. Was als „unmittelbare Bedingungen“ bezeichnet wird, ist deshalb unmittelbar auf das, was immer vergangen ist, einschließlich der sechsten mentalen Aktivität. So geschieht es, dass die Phänomene von Samsara und Nirvana aufgrund der bedingt entstandenen Ursachen und Bedingungen erscheinen.

Verlangen und Greifen bilden ein Glied, erschaffen Dasein.

Die Wesen im Begierdebereich und den formhaften und formlosen Bereichen verstehen die Merkmale der Objekte dementsprechend im geringeren, mittleren und größeren Grade. Alle Bereiche werden durch Gedanken des Annehmens und Zurückweisens erschaffen. Die Bedingungen der drei Arten gestaltbildender Kräfte – heilsam, unheilsam oder unspezifisch – lassen die Resultate von Glück, Leiden und Versenkung entstehen. Alle von ihnen beinhalten geistige Bedrängnisse. Das ist die Phase des unreinen Geistes selbst.

Jene, die wissen, dass solche Makel vorübergehend sind und sie reinigen, indem sie Methoden verwenden, von denen sagt der Siegreichen [Buddha], dass sie auf dem Pfad sind. Makellos und gereinigt zu sein, bedeutet „Buddha“ zu sein. Somit sind alle Wesen Buddhas.

Dies beschließt das erste Kapitel „Übersicht und allgemeine Präsentation der Ursachen und Bedingungen“ aus „Tiefgründige innere Prinzipien“ (tib.,zab mo nang don) des 3. Karmapa Rangjung Dorje (rang ‚byung rdo rje; *1284 – 1339).


Übersetzt vom Ngak’chang Randrol Dorje (Enrico Kosmus, 2018). Möge es von Nutzen sein!


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