Verfasst von: Enrico Kosmus | 21. Januar 2015

Authentischer Dharma – Überlieferungslinie versus Vorlieben

ChenrezigGewöhnlich wenn man Dharma-Belehrungen erhält, ist es wichtig, dass man den Ursprung der Abstammungslinie kennt, in die man sich einbindet, sodass man sicherstellen kann, dass es eine reine Linie ist. Es ist keine gute Idee, Belehrungen zu erhalten und sich in Praktiken zu betätigen, ohne zu wissen, woher diese kommen; man sollte nicht einfach blind folgen. Wenn man natürlich bloß vorhat, einige Teile hiervon und von dort wie von einem spirituellen Buffet zu nehmen, dann ist es in Ordnung, wenn man die Quelle nicht kennt.

Die Bedeutung von Überlieferungslinien im Dharma

Wenn man die Ursprünge der Abstammungslinie nicht kennt und nicht weiß, ob sie rein ist, was wird man dann auf die Frage antworten: „Wieso praktizierst du diese Abstammungslinie? Was ist das überhaupt?“ Was wird man haben? Nichts. Man antwortet dann vielleicht: „Oh, es ist meine eigene Idee.“ Vielleicht ist es das, aber die eigene Idee ist nicht gut genug. Das ganze bisherige Leben hat man eigene Ideen gehabt und man steckt noch immer in Samsara fest. Oder man sagt vielleicht, dass man eine spezielle Linie praktiziert, weil man das so mag. Aber es scheint so, dass je mehr man Dinge mag als sie zu hassen, umso mehr leidet man. So viele verschiedene Dinge mag man: lügen, stehlen, töten – eigentlich all die zehn Unheilsamen und da steckt man eben noch in Samsara fest. Antworten wie „Ich mag es einfach“, „ich war davon angezogen“, oder „das ist mein Ding“ sind Kindergeschwätz. Dies ist nur ein weiteres Beispiel, warum man noch immer in der zyklischen Existenz herumwandert.

Auch bittere Medizin heilt

Es schein, dass von all den Medizinen, die chinesischen und tibetischen Medizinen den schlechtesten Geschmack haben. Wenn man jemals einen chinesischen Medizinaltee getrunken hat, dann fand man diesen sehr, sehr bitter, einfach unerträglich. Man mag ein Stück Bonbon essen sobald man es fertig getrunken hat. Man denkt: „Ich mag diesen Tee nicht, aber die Süßigkeit ist gut.“ Dies ist die Art von Einstellung, von der ich spreche. Man weiß sehr genau, dass die Süßigkeit einem schadet und der Tee einem hilft, aber man ist noch immer von der Süßigkeit begeistert.


Antworten

  1. Dazu: In den Resten der europäischen Traditionen ist es schon auf Grund der Inquisition recht schwierig die Linien zu verfolgen und deren Qualität zu prüfen nahezu unmöglich.
    Allerdings halte ich es für mindestens gleich schwierig eine Tibetische oder eine asiatische Traditionslinie allgemein Ihrer Qualität nach zu fassen. Es bleibt – entweder wie beim Buffet – oder weil einem bestimmten Lehrer einer Linie vertraut wird. Vergleicht jemand die Geschehnisse die mit der Etablierung des Buddhismusses in Tibet einher gehen mit den politischen Geschehnissen soweit bekannt – erscheint es nahezu nichtig sich mit diesem Thema überhaupt zu befassen. Schließlich scheint auch das Thema der mongolischen Wirkung in diesem politischen Raum scheint beachtenswert. Die ewige Auseinandersetzung der Buddhisten mit den Bön – erst vor wenigen Jahren verordnet beigelegt, wirft kein gutes Licht auf die Sache. Wer Diamantwegbuddhisten kennt – dem wird sofort die allein erlösende Wirkung von Ole Nydahl präsentiert.

    Letztlich begibt sich auch ein Patient nur zu einem Arzt wenn er zu diesem Vertrauen hat. Dieses Vertrauen kann dem System oder der Person zuzurechnen sein. Ob dieses Vertrauen gerechtfertigt ist, weist sich letztlich immer erst im Nachhinein.

    • naja, ob ein dharma auch buddha-wort ist kann man anhand der 4 siegel schon prüfen. und ole nydahl überträgt auch nix anderes als die lehren der kagyü-tradition. seine persönlichen standpunkte dazu sind eben privatmeinungen. die darf ja jeder mal haben und niemand muss ole’s aussagen zustimmen. aber der überlieferte dharma ist nicht außerhalb der kagyü-tradition. und man muss sich eben auch ein bisschen mit den überlieferungslinien beschäftigen, ggf. sogar etwas die sprache/schrift lernen.

  2. Wie lustig! Erinnert ein bisschen an Harry Potter und Unterscheidung in Zauberer die rein sind und jene mit Muggelblut. Der Ursprung in dem der wahre Lehrer weilt hat keine Abstammung und keine Linien denen zu folgen ist. Die Wege solcher Menschen gleichen denen der Vögel die keinen Spuren nachfliegen und keine solchen erzeugen. Sie sind frei.

    • Tötet Harry nicht Drako fast, weil er nen Zauberspruch verwendet, dessen Ursprung und Wirkung er nicht kennt?

      Lehrer und Linie nicht zu prüfen, gleicht dem Trinken von Flaschen aus dem Putzschrank. Die sind schön bunt, da wird schon nix schlimmes passieren…

      Vögel fliegen durchaus Spuren nach – wurde nachgewiesen. Wie frei sie dann letztlich sind, zeigt sich, wenn sie im Netz in Italien und dann im Kochtopf landen 😉


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