Verfasst von: Enrico Kosmus | 5. Juni 2011

Die weiße Sangha – die Tradition der Ngakpas

Die Lehren des Inneren Tantras und der Praxisstil der Weißen Sangha (gökar changlode) sind besonders für Leute interessant, die den tibetischen Buddhismus mit dem normalen Familienleben in der modernen Welt zu integrieren versuchen. Es erfordert jedoch nicht weniger Verpflichtungen von den Praktizierenden, die als Ngakpas (tib., sngags pa; Männer) oder Ngakmos (sngags mo; Frauen) bekannt sind, als in der klösterlichen Tradition. Traurigerweise ist die Tradition weder weithin bekannt, noch einfach verfügbar außerhalb der Himalaya-Region, obwohl einige der berühmtesten buddhistischen Lehrer eigentlich Ngakpas waren, wie z.B. S.H. Dudjom Rinpoche und S.H. Dilgo Khyentse Rinpoche. In der Tradition der Ngakpas finden sich Marpa Lotsawa, Milarepa, Machig Labdrön und Yeshe Tsogyal, und alle Traditionen des tibetischen Buddhismus stützen sich auf ihre Lehren und praktizieren diese. Die spirituellen Aufgaben der Ngakpas waren mit ihrem Leben in den Dorfgemeinschaften verknüpft. So mussten Ngakpas neben dem Ausführen der gängigen Pujas und tantrischen Rituale, vor allem auch die Praktiken der Weissagung (Mo & Tra), astrologischen Berechnung, Heilrituale wie auch verschiedene exorzistische Rituale beherrschen. Für die Begleitung der verschiedenen Lebensabschnitte – Geburt, Heirat und Bestattung – wurden die Ngakpas aufgrund ihrer Ritualkunde eingeladen oder wurden bei schwierigen Entscheidungen um eine Weissagung gebeten. Ihre Fähigkeit, mit den Naturwesen zu kommunizieren, war im alten Tibet mit seiner Land- und Viehwirtschaft besonders bedeutsam. Für Heilrituale, bei denen es um die Rückholung von Anteilen der Geistaspekte, Vitalseele, zum Erwecken des Lungta – des Windpferdes – ging, kam den Ngakpas und Ngakmos große Bedeutung zu.


Antworten

  1. Hi,
    icg wuerde gerne wissen , welche Geluebde man antreten muss um Ngakpa in eurer Tradition zu werden?
    Gibt es precepts etc.?
    Vielen Dank, Samten Dorje.

    • hi samten dorje,
      es gibt zahllose ngakpa-gelübde. eine übersicht findest du in den büchern von jamgon kongtrul, besonders in „buddhist ethics“. grundlegend sind es aber die vajrayana-gelübde, meist eben die 14 tantrischen wurzelgelübde. die übertragung von tantrischen gelübden erfolgt IMMER bei einer einweihung im anuttara tantra. allerdings ist die übertragung im rahmen der troma nagmo sehr ausführlich und man bekommt so die erlaubnis die ritualgegenstände (vajra & glocke), die magischen waffen für die niederen rituale zu verwenden, dann aber auch noch die erlaubnis (bzw. auch immer die aufforderung) den rot-weißen ngakpa-zen (umhang) und den weißen ngakpa-rock zu tragen. naja, es gibt da noch ein paar weitere schmuckstücke etc. dies zu tragen bzw. die erlaubnis dafür ist in den ngakpa-gelübden enthalten. grundlegend für die einhaltung der ngakpa-gelübde sind aber meist die 14 tantrischen wurzelgelübde oder die 20 allgemeinen mantra-gelübde. da es aber unüberschaubar viele gibt, hält man die ngakp-gelübde am besten dadurch, indem man die drei tore – körper, rede und geist – behütet und eine reine sicht hält. nähere erklärungen findest du auch im internet (www.nyingma.com).
      liebe grüße, enrico


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