Die ersten Schritte auf dem Weg zur Befreiung liegen im Unterlassen von unheilsamen Handlungen. Diese leidvollen Aktivitäten kommen von den Leidenschaften her. Die Befreiung ist das Überwinden der Leidensursache. Somit wird Nirvana (= Verlöschen) durch das Auslöschen der Leidensursachen erlangt. Die Leidensursachen sind Unwissenheit, Gier und Hass.
Ein weiterer Schritt ist das Beseitigen der Anlagen der Leidenschaften. Durch oftmaliges Wiederholen bestimmter Handlungen sind in unserem Geist bestimmte „Aktionsspuren“ entstanden. Diese kann man mit den Rillen einer Schallplatte vergleichen, wo die Nadel in diesen Bahnen läuft und die dort eingeprägten Vertiefungen in Klänge umwandelt.
Abendmeditation, Untertitel:
„Einmal durch die Hölle und zurück.“
Ich sitze mit unterschlagenen Beinen. Atme intensiv; beobachte, was geschieht. Gebe das Benennen der Dinge auf und beobachte nur. Die Schmerzen in den Beinen sind kaum auszuhalten. Ich atme weiter, die Schmerzen werden geringer. Es erinnert mich an Atemübungen zur Geburtsvorbereitung. Durchatmen, weiteratmen, beobachten.
Hab mich anscheinend wieder voll hingestellt. MICH gibt’s. Und damit auch wieder alles andere Unangenehme und Angenehme. Sitze wieder sehr hart. Als Geisteszustand bemerke ich eine große Unruhe und Aversion gegenüber allen möglichen (und unmöglichen) Dingen, die so innerhalb des letzten Tages geschehen sind. Wahrscheinlich gab’s da zu große Erwartungen. Tja, Begierde zieht den anderen Mist wie Aversion, Rastlosigkeit, Trägheit und Zweifel mit sich. Ein Hindernis bedingt das andere und der Teufelskreis ist geschaffen.
Meine Knie tun höllisch weh. Ist auch ok. Weniger in Ordnung ist, dass ich lieber einmal aufgeben möchte. Atme und beobachte alles, was auftaucht. Ich weiß nicht, wie spät es ist, aber so ca. fünf Minuten vor dem Ende gebe ich auf und beobachte den Leistungsgedanken („Du musst um jeden Preis durchsitzen“) genauer. Bin anscheinend stark auf ein Ziel ausgerichtet; davon abweichen darf (wer?!?!?) nicht. Ok, ich bin abgewichen, na und? Gong.
Gedanken, Geisteszustände, Gefühle und körperliche Empfindungen wechseln sich in der Meditation ab. Der Geist wandert unentwegt von einem Geistesobjekt zum nächsten. Die buddhistische Tradition sagt, dass in den unzähligen Wiedergeburten wir alle eine Menge an Verhaltensmustern angesammelt haben. Diese Muster sind Anlagen in unserem Geist, die uns gewohnheitsmäßig zu Gedanken, Geisteszuständen etc. treiben.
wenn du genau liest und nicht den freien assoziationen folgst, dann findest du nirgends im artikel das wort „sexualität“… 😉 und mehr brauch ich dazu nicht bemerken, da du ja geschrieben hast (weiter unten), dass du die kommentare auch gelesen hast und somit dort alles gesagt wurde, was geschrieben werden kann.
By: Enrico Kosmus on 9. April 2012
at 11:03
… will man sich befreien ? …. klingt schon sehr nach jenseits von gut und böse – ist das das Ziel?
By: Hermi on 29. März 2012
at 05:35
…………. habe deinen Blog und die anschließenden Komentare gelesen,…. sehr interessant, aber warum immer so kompliziert,
meine wie immer recht einfache Sicht vom Leben : Sexualität – das ist total wichtig, sonst wären wir Menschen ja schon ausgestorben – und es darf natürlich Freude machen, optimal ist natürlich wenns mit Liebe passiert,…..
fragwürdig ist natürlich – wenn Frauen jenseits der …… noch immer glauben Mütter werden zu müssen,….
meiner Meinung nach darf mann bzw. frau auch körperliche Liebe haben wenn kein Nachwuchs mehr geplant ist, weil die Zeit zum Kinderkriegen einfach schon vorbei ist.
Was kanns den schöneres geben, wenn sich zwei Menschen gefunden haben, ihre Liebe dem anderen körperlich spüren zu lassen.
By: Hermi on 28. März 2012
at 10:53
Bei der Sexualität ist’s im spirituellen Sinne keine Frage von Lust u/o Kinder machen (das sind „Nebenprodukte“), sondern sie ist ein Mittel, um die Energiewinde in den Zentralkanal zu ziehen und dort aufzulösen. Das ist wie beim Sterben, wo auch die Energiewinde sich nach und nach im Zentralkanal auflösen und schließlich nach der weißen, orangen und schwarzen Erscheinung sich das Klar-Licht – die Basis unseres Geistes – offenbart. Erkennt man dies schon zu Lebzeiten und kann in diesem verweilen, dann ist Befreiung in diesem einen Körper und Leben verwirklicht.
By: Enrico Kosmus on 28. März 2012
at 12:24
lieber enrico,
ich finde deine antwort auf die frage von don_lobo zum thema sexualität sehr interessant und hilfreich; bei deinem hinweis darauf, dass im vajrayana sexuelle energie als geschicktes mittel eingesetzt wird ergibt sich bei mir so ein unangenehmer beigeschmack, da auch der buddhismus – wie jede religion oder philosphische ausrichtung, in der männer über macht verfügen – es das problem der missbrauchten sexualität bzw des missbrauches von frauen und mädchen als auch jungen gibt – ich denke jeder von uns hat schon darüber gelesen oder gehört. im christentum bzw genauer gesagt in der katholischen kirche ist das problem des missbrauches momentan ein großes thema. der buddhismus wird im westen oft „verklärt“ und „romantisiert“, reale probleme die natürlich auch hier bestehen werden verdrängt oder man weiß nichts davon. ich habe mich diesbezüglich mit manchen themen auseinander gesetzt und war sehr erschrocken über vieles, was mir untergekommen ist. im zusammenhang mit der verwendung sexueller energie zur eigenen entwicklung wurden (werden) frauen und mädchen instrumentalisiert (natürlich zu ihrem eigenen „wohl“) wie gehst du mit diesem thema um bzw wie stehst du dazu?
By: Sarah on 12. Dezember 2010
at 17:00
liebe sarah,
vielen dank für dein interesse und deinen kommentar. wohl in jeder gemeinschaft gibt’s ähnliche probleme. nicht jeder, der die roten roben trägt, ist notwendigerweise ein mönch. manche sind sogar verheiratet bzw. leben in einer lebensgemeinschaft. mönche mit den vollen gelübden sind äußerst selten. man erkennt sie an den gelben inlets in ihren ärmellosen hemden. manches, was gerne als missbrauch bezeichnet ist, muss man näher ansehen und untersuchen, wieviel (kulturelles) missverständnis dabei mitspielt.
das thema „sexualität“ ist auch kulturspezifisch zu betrachten. z.b. ist es in einigen ländern sitte, die frau (oder tochter) dem gast anzubieten. auch mit einem hintergedanken, dass ggf. eine verbindung (z.b. nachkommen) dadurch eingegangen wird. früher galt dies in tibet auch schon mal als gutes karma und eine segensreiche verbindung zu einem kloster. vielleicht ergab sich daraus ja auch ein „tulku“ (tib., bewusste wiedergeburt) – ein religiöser adeliger. bei uns sind das ungeheuerliche gedanken und überlegungen. aber andere länder, andere sitten. probleme entstehen immer dann, wenn ein kulturelles konzept auf ein anderes land übertragen wird. – mit dem buddhadharma hat das nichts zu tun, sondern ist einfach tibetische kultur!
die „verwendung von sexueller energie für die spirituelle entwicklung“ ist eine betrachtung/beschreibung von außen. das hat nichts mit den tatsächlichen praktiken zu tun. es ist auch eine fehlinterpretation, wenn die sexualität dabei so im vordergrund steht. vielmehr geht es um die „windenergien“, die bei diesem akt von beiden beteiligten umgekehrt werden müssen. und diese praktiken können/dürfen nur von erfahrenen (durch ethik, sicht und praxis gereiften) yogis/yoginis durchgeführt werden. BEIDE müssen für diese praxis gleichermaßen geschult sein! und diese praktiken sind NICHTS für menschen mit sexuellen und partnerschaftlichen defiziten!!!! d.h. wenn man nicht geschult ist, finger weg davon! wie schon in meinem kommentar zu don_lobo, ist das eine „andere liga“.
liebe grüße, enrico
By: Enrico Kosmus on 12. Dezember 2010
at 17:52
danke für deine klare antwort! schön einen weiteren blickwinkel eröffnet zu bekommen 🙂
By: Sarah on 12. Dezember 2010
at 19:40
lieber enrico, ist ein lösen von den leidenschaften im menschsein möglich? führt das kennenlernen dieser „kleinen monster“ nicht auch zu einem besseren kennenlernen der eigenen person? vielleicht auch zur möglichkeit mal einen anderen weg zu beschreiten?
ich kenne ein „durchsitzen müssen“ in penetranter sturheit, auch wenn ich eine stunde nur beobachte wie mir die beine einschlafen und eine innere unruhe mich immer wieder zum Kampf auffordert. Ich weiß nicht was deine tradition erlaubt. für mich ist zurückfallen und die spannung aus dem körper zu lassen eine bessere, liebevolle art um neu zu beginnen. ein neustart ist doch immer möglich. bin ich mir erst meiner wahlmöglichkeit bewusst brauche ich nicht mehr jeder leidenschaft zu folgen.
lg ulrike
By: Ulrike Hickl on 15. Oktober 2010
at 15:15
liebe ulrike, eigentlich ist leidenschaft mit menschsein verknüpft. erkennen wir (fühlende wesen) die leidenschaften als das, was sie sind und erlangen befreiung, sind wir keine „menschen“ im herkömmlichen sinne mehr, sondern buddhas (in menschlicher erscheinung). anfangs sind viele meditierende sehr verspannt und mit ihren inneren spannungen beschäftigt. das zurückfallen können will erst gelernt werden! 😉 manche glauben, dass sie eine bestimmte FORM kultivieren müssen, die dann ohne wandlung ist. aber eigentlich ist alles immer im wandel und kaum definiert.
tja, die vajra-tradition kennt kein „durchsitzen müssen“. die sitzungen sind im normalfall eher kurz und aufgrund der tantrischen praxis mit ihren vielen visualisationen ist dies eben jene form, den geist auszurichten und zu sammeln. irgendwann schlafen einem ja immer die beine ein ;-). so gesehen ist leidenschaft der verbissenheit wohl sehr nahe… und beides wohl kaum brauchbar, da keine (innere) freiheit gegeben ist. und wie du schreibst, wahlmöglichkeit ist ein wesentlicher punkt. erst wenn wir die erkennen, beginnen wir uns zu befreien.
lg enrico
By: Enrico Kosmus on 15. Oktober 2010
at 15:47
lieber eno, liebe leute!
und wie sieht es dann mit den sexuellen bedürfnissen und phantasien aus? die zu unterdrücken oder verdrängen wäre ja auch nicht so gesund. muss man die dann kultivieren bzw. hat das dann wiederum mit einer „reinen motivation“ zu tun? das ist mir ein einstweilen ein rätsel. wie sieht buddhistisch „korrekter“ sex aus 😉 ?? „natürlich“ bleiben, nicht verspannen…tja, das ist wiederum ein „menschliches“ thema. wie funktionieren dann treue, ehrliche beziehungen (ohne besitzdenken), wenn es im buddhismus auch um „nicht-anhaften“ geht?! ich denke nicht, dass da „freie liebe“ gemeint ist?!
PS: ich weiß, dass das nicht die BRAVO ist 😉 aber eigentlich sind das doch berechtigte menschliche fragen, da interessiert mich eine „buddhistische“ meinung.
ich hoffe ich überfordere hier nicht 🙂 😉
danke, ciao
lg aus wien
wolfgang
By: don_lobo on 21. Oktober 2010
at 22:04
lieber wolfgang,
tja die frage an doktor sommer. 😉
sexualität ist etwas natürliches und somit wird diesem aspekt des lebens im dharma natürlich auch der gebührende platz eingeräumt. allerdings hat dies mit „freier liebe“ kaum etwas zu tun. generell beruht die sicht des dharma darauf, unheilsame – leidverursachende – handlungen zu unterlassen. daher ist ein bewusster umgang mit sexualität notwendig. wichtig ist dabei zunächst einmal das anerkennen der sexuellen bedürfnisse und phantasien.
für alle fahrzeuge des buddhadharma gilt, dass sexuelle handlungen nicht unter zwang/ nötigung/gewalt erfolgen sollen. im hinayana und im mahayana wird damit anders umgegangen als im vajrayana. aber in allen drei fahrzeugen unterlässt man sexuelles fehlverhalten. dieses definiert sich sehr klar aus dem unterlassen dessen, was wir auch kennen und entweder aus biologischen gründen oder ethischen gründen verwerfen (würden). daher sind inzest, sodomie zu unterlassen, auch sollte der geschlechtsakt nicht mit zu jungen oder zu alten, nicht zu „häufig“ (um nicht zu erschöpfen) oder zu rasch nach einer geburt erfolgen. ebenfalls in der öffentlichkeit oder an religiösen stätten oder in der nähe des lamas sollte dies nicht stattfinden. im vajrayana die sexualität als „geschicktes mittel“ eingesetzt. aber – sorry – das ist nicht deine liga. da müsstest du dafür qualifiziert sein, um mehr zu erfahren. 😉 ich hoffe, ich enttäusche dich nicht.
liebe grüße
enrico
By: Enrico Kosmus on 22. Oktober 2010
at 05:48