Verfasst von: Enrico Kosmus | 21. Juni 2010

Bodhicitta-Gelübde und die Natur des Geistes

Der zeremonielle Vorgang zum Nehmes der Bodhisattva-Gelübde besteht aus zwei Teilen: Die Zeremonie der Bodhisattva-Gelübde, welche auf dem relativen Bodhicitta basiert und die Zeremonie der Bodhisattva-Gelübde, welche auf dem absoluten Bodhicitta beruht. Die Zeremonie des relativen Bodhicitta hat wiederum zwei Teile: der wünschende Erleuchtungsgeist und der strebende Erleuchtungsgeist.
Das Herz des Dharma ist Bodhicitta, der Erleuchtungsgeist zum Nutzen aller Wesen.  Die große Bedeutung des Erleuchtungsgeistes wird in der Drikung Kagyü-Linie besonders hervorgehoben. Schon in den vorbereitenden Übungen (Ngöndro) wird die Entfaltung von Bodhicitta als der fünfte Praxisteil durchgeführt. Dieses Entwickeln von Bodhicitta ist gleichzeitig die erste Stufe auf dem fünfteiligen Pfad zu Mahamudra (Ngaden Chagya Chenpo).
Das Nehmen der Bodhicitta-Gelübde ist die nachhaltige Absichtserklärung, das persönliche Streben nach Erleuchtung einem größeren Ziel – nämlich allen Wesen zu helfen – zu widmen. Indem man sich darauf ausrichtet, legt man die Samen für die eigene zukünftige Entwicklung.
Das Bodhicitta-Gelübde ist der starke und ernsthafte Wunsch, alle Wesen von den Leiden des Daseinskreislaufs zu befreien. Es ist nützlich, sich in Erinnerung zu rufen, daß alle Wesen ausnahmslos einmal unsere Mutter waren. Diese Sichtweise verändert unsere Praxis. Die persönliche Motivation zum Erlangen der Befreiung wird durch Mitgefühl umgewandelt, und dies ist tatsächlich der schnellste und direkteste Weg zum Erlangen der Erleuchtung. Das Nehmen der Bodhicitta-Gelübde bezieht sich jedoch nicht nur auf äußere Aktivitäten, sondern auch auf die innere Einstellung. Wenn es sorgfältig gehalten und niemals gebrochen wird, entsteht eine immense Kraft, die alle möglichen Arten von emotionalen Störungen und Unterbrechungen unserer Praxis überwältigt.
Das Nehmen der Drikung-Bodhicitta-Gelübde (Drikung Semkyi Chenmo) ist in dieser Weise einzigartig. Normalerweise werden die Bodhicitta-Gelübde im Rahmen einer Einweihung relativ formlos übertragen. Das Besondere am Ritual der Drikung-Bodhicitta-Gelübde ist, dass zusätzlich zu den Gelübden des relativen Bodhicitta auch jene des Absoluten Bodhicitta übertragen werden. Dies geschieht in anderen Linien nicht. Das Absolute Bodhicitta-Gelübde ist Mahamudra – die Natur des Geistes.
Das Absolute Bodhicitta-Gelübde der Drikung Kagyü-Linie basiert auf einer sehr speziellen Erläuterung von Kyobpa Jigten Sumgön. Als Teil der Übertragung erfolgt eine öffentliche Einführung in die Natur des Geistes. Normalerweise wird diese Einführung nicht öffentich gegeben, sondern erfolgt von Meister zu Schüler. In Tibet reisten früher Tausende von Menschen aus dem ganzen Land gerade zu diesen Belehrungen. Für Praktizierende des Mahayana und Vajrayana sind diese Bodhicitta-Gelübde grundlegend wichtig. Nur allzu selten werden diese Gelübde wirklich bewußt genommen.

Diese zusammengefassten Belehrungen beruhen auf ausführlichen Unterweisung zu den Bodhisattva-Gelübden und zum Entwickeln von Bodhicitta, die von S.H. Drikung Kyabgön Chetsang Rinpoche gegeben wurden.


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