Während man noch im Zwischenzustand ist, beginnt an dessen Ende das dämmrige Licht sich ins Licht der Erleuchtung aufzulösen. Je nach Licht, wird ein bestimmter Daseinsbereich dann angestrebt. Bei weißem Licht geht’s in den Bereich der Götter und man sieht angenehme Aufenthaltsorte. Ist das Licht Rot, dann strebt man nach einer Wiedergeburt im Reich der Halbgötter (Asuras) und man sieht Wälder. Wenn das Licht von blauer Farbe ist, wird man im Menschenreich wiedergeboren. Bei grünem Licht strebt man ins Reich der Tiere und sieht Erdlöcher und Höhlen. Während man bei gelbem Licht im Bereich der hungrigen Geister (Pretas) inkarniert, sieht man Unrat und enge dunkle Stollen. Verweilt man im rauchfarbenen Licht, dann strebt man nach einer Wiedergeburt im Höllenbereich und sieht geschmolzenes Metall.
Generell kann man sagen, wenn man aufwärts strebt, dann bewegt man sich in höhere Bereiche. Bei Bewegungen abwärts, strebt man in die niederen Bereiche und bei geraden Bewegungen ins Tierreich. Jedoch ist es am besten, eine menschliche Geburt anzustreben.
Vier Arten der Geburt
Generell gibt es vier Arten von Geburt. Die spontane Geburt erfolgt entweder in erwachten Bereichen oder in Höllenbereichen, selten jedoch im Bereich der hungrigen Geister oder Menschenreich. Die Geburt aus einem Ei und die Geburt aus Wärme und Feuchtigkeit erfolgen im Tierreich, letztere speziell als Insekten. Die Geburt aus einem Mutterleib erfolgt im Tier- und im Menschenreich.
Um eine Geburt in einem menschlichen Körper anzunehmen, müssen drei günstige Umstände zusammenkommen und drei ungünstige Umstände dürfen nicht vorhanden sein. Das Bardo-Wesen muss sich in der Nähe aufhalten und den Wunsch haben, in den Schoß einzutreten. Die Mutter darf weder krank sein noch ihre monatliche Blutung haben. Und schließlich müssen die beiden Partner (männlich & weiblich) miteinander verkehren. Der Schoß der Mutter muss frei von Missbildungen sein und darf nicht durch die drei Substanzen (Galle, Wind, Schleim) verstopft sein. Vater und Mutter dürfen keine fehlerhaften Tropfen (Samen und Eizelle) haben. Das Bardo-Wesen muss frei vom Makel, der eine Wiedergeburt bei diesen Eltern verhindert, sein.
Sind diese sechs Bedingungen gegeben, dann erscheint dem Zwischenzustandswesen ein Bild von seinen zukünftigen Eltern in Vereinigung. Durch die Ablehnung des einen bzw. das hingezogen Fühlen zu dem anderen Partner entsteht das Geschlecht des Wesens. Fühlt sich das Bardo-Wesen zum Vater hingezogen, dann nimmt es ein weibliches Geschlecht an. Wenn es sich zur Mutter hingezogen fühlt, wird es männlichen Geschlechts. Verbunden mit diesem Prozess des Werdens ist ein Gefühl von Begehren und Wut. Dieses ist mit dem roten und weißen Tropfen verbunden, und die (Todes-)Ursache für den Zwischenzustand. Der Zwischenzustand des Werdens beginnt damit.
Eintritt in Mutterleib
Der Eintritt in den Mutterleib erfolgt zunächst über das Scheitelzentrum oder den Mund des Vaters. Das Bardo-Wesen sinkt ab und tritt in seine regenerative Flüssigkeit ein. Über den Lingam des Vaters tritt es dann in den Lotos der Mutter ein. In der Phase der Vereinigung der Eltern gestalten sich erste Element-Erfahrungen im Geist des werdenden Wesens. Das Element Erde gestaltet sich durch die Erfahrung der Festigkeit beim Geschlechtsakt. Die Ausschüttung der regenerativen Flüssigkeiten lässt das Element Wasser erfahren. Die Hitze der Reibung bringt die Erfahrung des Feuer-Elements ins Bewusstsein. Die Bewegungen beim Geschlechtsakt selbst sind Grundlage für das Wind-Element. Die (von den Eltern) dabei empfundene Freude ist die Basis für das Raum-Element. Diese elementaren Grunderfahrungen ermöglichen Halt, Kohäsion, Reifung und Entwicklung (Reihenfolge Erde, Wasser, Feuer und Wind).
In den nachfolgenden Wochen und Monaten entwickeln sich die Winde immer weiter und dies bewirkt die Entwicklung des Fötus. Zunächst ist der Fötus außen und innen viskos wie Joghurt. Dann wird sein Zustand fleischig. Anschließend wird dieses Fleisch härter, sodass es auch Druck standhalten kann. Wiederum einige Zeit später entwickeln sich aufgrund eines Windes die fünf Auswüchse (Extremitäten). In der vierten Woche teilen sich der rote und weiße Tropfen in einen reinen und ungereinigten Anteil. Aus dem weißen Tropfen bilden sich regenerative Flüssigkeiten, Knochen und Knochenmark. Aus dem roten Tropfen entstehen Fleisch, Haut und Blut.
Das Herz-Zentrum bildet sich von der Größe eines Senfsamens und enthält eine Zusammensetzung von unfasslichem Geist, unfasslichem Wind sowie Samen und Blut (Eizelle). Aus diesem Zentrum entfalten sich nun die drei Kanäle, wobei die beiden Seitenkanäle sich um den mittleren herumwinden. Anschließend streben aufgrund des nach-oben-strebenden Windes und des nach-unten-ausscheidenden Windes die Kanäle nach unten und nach oben. Ins Scheitelzentrum steigt die weiße Zelle auf, während unterhalb des Nabels der rote Tropfen verweilt.
Zu diesem Zeitpunkt sieht der Embryo wie ein Fisch aus. Allmählich entwickeln sich die fünf Gliedmaßen. Im Laufe der nächsten Wochen entwickelt sich der Embryo weiter, bis er schließlich in der 38. Woche hervortritt und für das gewöhnliche Auge sichtbar wird. Daran schließen sich die fünf nachgeburtlichen Lebensphasen – Kindheit, Jugend, Erwachsenenzeit, mittlere Jahre und Alter – an.
All diese Aspekte werden im Rahmen einer Einweihung in eine meditative Praxis des höchsten Yoga-Tantra (anuttara yoga-tantra) gereinigt. Durch die Visualisationsübungen, die in der sog. Erzeugungs- & Vollendungsstufe praktiziert werden, übt man den Geist in der Wahrnehmung dieser subtilen Prozesse bis hin zum Erleben des uranfänglichen Gewahrseins, bar jeglicher Konstrukte.
Im nächsten Blog beschreibe ich dann die Entwicklung der Nadis (feinstofflichen Kanäle), das Ausbreiten der Weisheits- und Elementewinde sowie die Lokalisation der Tropfen.
Habe diesen blog mehrmals gelesen, du hast wunderschön beschrieben, wie neues leben entsteht, schade dass ich dies erst jetzt lese, hätte, die Zeit, als meine eigenen kinder zu leben begonnen haben, intensiver spüren können, meine kinder sind aus liebe entstanden und das spüren sie auch.
danke für diesen blog, sehe viele ereignisse in meinem leben jetzt aus einer anderen perspektive.
By: Hermi on 13. März 2012
at 05:20