Verfasst von: Enrico Kosmus | 21. Dezember 2009

Geist und Feinstofflichkeit

Das Zusammenspiel des materiellen Körpers mit den Regungen des Geistes gestaltet sich anhand der subtilen Kräfte – der energetischen Funktionalität. Diese subtile Energie ist ein Wirken von Spannung und Entspannung im Körper. Einerseits werden diese Spannungsverhältnisse durch die grundlegenden Stoffwechselvorgänge im Körper bestimmt. Nahrungsaufnahme und –verarbeitung, Ruhe- und Entspannungsphasen, Körperhaltungen gestalten den Fluss der inneren Winde. Durch bestimmte Körperhaltungen werden die feinen Kanäle beeinflusst. Dadurch fließen die inneren Winde in bestimmte Zentren und haben entsprechende Auswirkungen auf die Bewegungen des Geistes.
Andererseits bewegt sich der Geist mit seiner Ausrichtungsfähigkeit – der Aufmerksamkeit. Richtet sich die Aufmerksamkeit auf das Andere und folgt diesem, dann ruht der Geist nicht. Das Verarbeiten der aufgenommenen Reize bewegt den Geist. Auch auf diese Weise fokussiert sich Aufmerksamkeit.
Im subtilen Wechselspiel von Materie und Geist folgt der Geist den Winden in den Kanälen und sammelt sich in bestimmten Zentren. Bedeutsam für das Verständnis dieses Wechselspiels ist die Kenntnis von drei Hauptkanälen, ein paar Zentren entlang dieser Hauptkanäle und einigen Fokuspunkten. Weiters bilden sich drei Wahrnehmungsbereiche bzw. Kayas (skrt. Körper, Menge, Modus) aus. Diese entsprechen den grobstofflichen, den subtil-feinstofflichen und den sehr subtilen Bereichen – vergleichbar materieller Körper, Energie (funktionales Wirken) und Geist.

Zentralkanal

So wie wir auf der groben, stofflichen Ebene von jedem Element ausgeprägt über einen Zentralkanal verfügen, gibt es auch einen subtilen, geistigen Zentralkanal. Auf der materiellen Ebene haben wir mit dem Skelettsystem das Feste, welches durch das Element Erde geformt wird. Von Mund bis Anus haben wir den Zentralkanal für den Stoffwechsel, der vom Element Wasser (Verdauungssäfte) bestimmt ist.  Mit dem Pfortadersystem zeigt sich der Hauptkanal für das Blut und Kreislaufsystem, das vom Element Feuer bestimmt wird. Der Zentralkanal, welcher vom Element Wind maßgeblich gestaltet wird, ist im Nervensystem der Wirbelsäule. Der Raum erlebende Zentralkanal – durch das Element Raum gestaltet – ist unser Rumpf. In diesen verschiedenen Ausprägungen eines Zentralkanals wirken die Elemente auf unseren Erfahrungshaushalt ein.
Durch die Kraft der Geistigkeit – hier durch die Visualisation – können wir in unserer Leibesmitte vom Scheitel bis unterhalb unseres Nabels bzw. sogar weiter bis in unsere Geschlechtsorgane einen feinstofflichen Kanal gewahr werden. In der tibetischen Yoga-Tradition wie auch in verschiedenen Dharma-Schulen von China wird mit diesem Zentralkanal gearbeitet. Zusätzlich zu diesem Hauptkanal befinden sich links und rechts davon zwei Seitenkanäle. Diese drei Kanäle sind für unsere Wahrnehmung und unser Welterleben von wesentlicher Bedeutung, da in ihnen die Grundbewegungen des Geistes stattfinden. Genauso wie die elementaren Kanäle bilden sich diese drei subtilen Kanäle im Laufe des embryonalen Werdens heraus.
Im Weltbild des buddhistischen Tantra entwickeln sich entlang des zentralen Kanals mehrere Energiezentren. Diese werden Chakra (skrt. Rad) genannt, da sie von oben betrachtet einem Rad mit Nabe und Speichen ähnlich sehen. Die Nabe des Rades ist der Zentralkanal und die Speichen sind die Nadis – die feinstofflichen Energiekanäle, die von den zirkulierenden Winden gebildet werden. Je nach Meditationssystem werden drei, vier, fünf oder gar sechs Hauptzentren für die Visualisation und Energiearbeit herangezogen. Häufig ist allerdings der Gebrauch von fünf Energiezentren, da fünf Arten von Winden je ein Chakra ausformt und dann bis zur Auflösung beim Sterbeprozess dort verweilt.

Unterschiede in Hindu-Tantra und buddhistisches Tantra

Wichtig für die Unterscheidung zwischen dem buddhistisch-tantrischen System und dem Yoga-System der Hindus ist der Ansatz der Ausformung. Im Yoga-System der Hindus ist die Kundalini die entscheidende Kraft. Diese ruht im Muladhara-Chakra (Wurzel) und steigt über den zentralen Kanal – Sushumna – bis zum Scheitel-Chakra auf. In diesem Ansatz wird das Aufsteigen als Entwicklungsweg und das Halten eines höchsten Zustandes der Ekstase als Ziel gesehen. Anders ist die Sicht im buddhistischen Tantra. Die Ausbildung des Zentralkanals erfolgt vom Herz-Zentrum aus nach oben und nach unten gleichermaßen. Dies geschieht durch das Auseinanderstreben der beiden – roten und weißen – Tropfen von Mutter und Vater. Der unfassliche Bewusstseinswind ruht weiterhin im Herz-Zentrum und wird erst nach erfolgter Auflösung beim Sterben daraus befreit. Durch entsprechende yogische Praktiken lässt sich eine Erfahrung dessen und Befreiung schon zu Lebzeiten erlangen. In diesem buddhistisch-tantrischen System wird das Halten eines höchsten Zustandes von Ekstase nicht als erstrebenswertes Ziel gesehen, sondern erst die vollständige Befreiung aus dem wiederkehrenden Kreislauf von Auf- und Absteigen. Etwas dauerhaft zu halten ist eben keine Freiheit, sondern noch immer eine Fixierung.
Durch die verschiedenen symbolischen Handlungen und Rituale im Rahmen einer tantrischen Ermächtigung werden die ausgeprägten Kayas, die Zentren und die dazugehörigen Winde gereinigt. Bestimmte Praktiken der Visualisation dienen im Rahmen einer buddhistisch-tantrischen Praxis dann dazu, die Vorgänge von Werden, Bestehen und Vergehen essentiell zu begreifen. Im Anuttara-Tantra – dem sog. unübertroffenen Tantra – werden alle diese existenziellen Vorgänge in der Visualisation geübt. Dazugehörige Körper- und Atemübungen dienen dazu, dass die Energiezentren leiblich wahrgenommen und durchlässig gemacht werden. Auf diese Weise wird das Strömen der subtilen Winde (innerkörperliche Energien) geschmeidig gemacht. Das Ziel dabei ist, dass diese subtilen Energien in den feinstofflichen Zentralkanal eintreten und dort auflösen. Das bewirkt eine ähnliche Erfahrung von Klar-Licht-Leerheit wie beim Sterbeprozess.

Im nächsten Blog der Anfang Januar 2010 erscheinen wird, werde ich dann von der Auflösung der Elemente & Winde beim Sterben berichten.

Weiterführende Literatur:
Baker/Laird: „Der geheime Tempel von Tibet.“ Bucher-Verlag, München 2000
Lati Rinpoche/Hopkins, Jeffrey: „Stufen der Unsterblichkeit.“ Diederichs Gelbe Reihe, 1983


Antworten

  1. ….. etwas dauerhaft zu halten, ist eben keine Freiheit sondern immer noch Fixierung………………………………….. .

    ….. ja, hm,….stimmt, die Fixierung auf einen bestimmten Punkt oder Weg oder Ziel im Leben, können wir uns wieder abgewöhnen – alles was wir uns irgendwann zur Angewohnheit gemacht haben – können wir uns auch wieder abgewöhnen – ist allen klar, nicht leicht, – das muß jetzt ja nicht unbedingt falsches Essverhalten sein – das wir uns abgewöhnen könnten – oder immerwährendes Nörgeln können wir uns auch abgewöhnen – wir können uns aber auch fixe Ideen im Kopf „abgewöhnen“ z.B.: dann ist man glücklich, wenn man ein bestimmtes Ziel erreicht – ein Auto auf das gespart wird – weil dann sind wir zufrieden oder einen bestimmten Lebenspartner oder einen Berufsziel zu erreichen, ja klar es gibt hunderte Berufsgruppen, und Chancen im Leben – wir sollten uns nur trauen – mutig sein – darüber stehen – was alle anderen davon halten – ist ja deren Ansicht ,nicht die unsere – die Devise ist sicher – nicht feig sein – mutig sein einen Neuen Weg zu gehen – weil…….. neue Wege entstehen indem man sie geht.
    Freiheit im Kopf ist sicher loslassen können, von fixen Vorstellungen wie das Leben zu verlaufen hat, Freiheit bedeutet – wir sollten Sachen, Dinge, Situationen auf uns zukommen lassen – was jetzt aber nicht unbedingt heißen soll – bitte hinsetzen und warten – bis alle anderen alles tun, auf uns zukommen lassen bedeutet – wir stellen uns auf unsere HInterfüße und trauen uns auch was sagen, was dann kommt – auf das dürfen wir freudig warten.

    im Weltbild, dürfen ganz genau hinschauen, bewußt schauen – wenn wir interpretieren würden – käme raus – alle Männer buckeln – verrenken sich ihre Glieder – bleiben aber trotzdem am Platz -………. , die Frauen stehen darüber, in freudiger Erwartung, das jetzt irgendwas kommen wird – ja da werden die Lieben aber lange warten können, Männer habens nämlich nicht geschnallt – das Frauen auf was warten – die Männer machen nämlich Fitnessübung damit ihr Körper gelenkig bleibt – könnt ja sein das Frau mal was will und herabkommt – und dann heißts fit sein,…… , ja die Frauen sind ja auch nicht auf der Nudelsuppe daher geschwommen – auf kurz oder lang kommen die dann drauf warum sich die Männer fit machen,…….
    aber Frauen von heute sind emanzipiert – haben Hinterfüße auf die sie stehen und auch damit gehen können – die werden selber finden was sie suchen – und die Männer können sich ja inzwischen körperlich ertüchigen – sportliche Bewegung schadet bekanntlich nie – wär halt ziemlich schlau auch die Füße mit zutrainieren, weil wenn Frauen erst mal losgezogen sind, kann sich ja für sie eine ganz neue Welt auftun – mit hunderttausende Männer – die auch ihre Beine trainiert haben,……….jetzt is es aber echt blöd – das ich diese Entfernen Taste nicht finde ….-würde aber sofort das Geschriebene wieder löschen – waren wirklich nur Gedankenspielereien – uns ist doch allen so bewußt – dass dieses Weltbild viel tiefgründiger zu verstehen ist…………………………

    ………………… have a nice day……………………………………..

  2. ….. das ist so interessant, und doch hat man schon irgendwo mal irgendwas davon gehört, faszinierend……………………….


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